Die Frage war, ob eine knapp 150 Jahre alte Knabenschule mit einem zu kleinen Innenhof unter den Auflagen des Denkmalschutzes in die Gegenwart zu retten ist. Natürlich wäre es
einfacher gewesen, diese Immobilie gewinnbringend zu verwerten und eine neue Schule an den Stadtrand zu bauen.
Nur, was hätte das bedeutet?
Das Stadtzentrum hätte weiter an Leben verloren, wäre wieder ein Stück mehr zum Museum geworden, neuer Boden hätte in Anspruch genommen werden müssen. Also hat sich die Stadt entschlossen, hier zu investieren, die Volksschule Krems Mitte an ihrem Standort zu belassen und aufzuwerten.
Die letzte Renovierung fand in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts statt. Einiges wurde falsch gemacht. Die Oberflächen waren schäbig, die Haustechnik veraltet, das Haus war statisch
und sicherheitstechnisch zu ertüchtigen.
Mittels Verbunddecken wurden unter Zuhilfenahme der alten Tramdecken die statischen Probleme auf elegante Weise gelöst, ressourcenschonend und in kurzer Bauzeit. Die brandschutztechnischen
Schwächen des Bestands wurden behoben, sodass das Gebäude nun in puncto Sicherheit einem Neubau ebenbürtig ist. Großer Wert wurde auch auf hohe raumakustische Qualität sowie auf eine zeitgemäße technische Infrastruktur gelegt, mit neuer Heizungs- und Wasserinstallation, EDV-Versorgung, automatisch geregelter, energiesparender Beleuchtung bis hin zu den interaktiven Schultafeln.
Wir haben aber nicht nur renoviert, sondern angestammte Qualitäten zurückgeholt. In ihrer klaren Form hat die Gangschule der Gründerzeit auch heute noch Ihre Berechtigung.
Zum Raumprogramm für eine moderne Schule fehlten aber neben zeitgemäßen Sanitärbereichen noch drei wesentliche Räume: ein Essraum, eine Bibliothek und ein Bewegungsraum. Damit eröffnete sich die Chance, mit einem Zubau ganz neue Qualitäten einzubringen und der Schule ein neues Gesicht zu verleihen, modern, klimaschonend und kosteneffizient.
Die Schulbaurichtlinien forderten maximalen Tageslichteintrag, der Denkmalschutz aber Lochfenster. Die Lösung war, einen Stahl-Holzbau mit durchlaufenden Bandfenstern mit einer Netzfassade zur permanenten Beschattung zu überspannen und Löcher vor den öffenbaren Fenstern auszuschneiden.
Um den Schulhof nicht einzuengen, sondern Außen und Innen miteinander zu verbinden, ist das Erdgeschoß komplett verglast.
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Bauaufgabe | | Umbau und Erweiterung einer Volksschule
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Status | | realisiert
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Bauherr | | Kremser Immobiliengesellschaft m.b.H. & Co.KG
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Ort | | Krems, Niederösterreich
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Planung | | 2019 - 2021
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Ausführung | | 2022
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Nutzfläche | | 2.157 m²
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Leistungen | | Generalplanung Phase 2 - ARGE mit Franz Schartner
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Fotos | | Pamela Schmatz
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Update | | 09. April 2024
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